Wissenschaftsorganisation

In den vergangenen Jahren habe ich eine Reihe von Workshops, Konferenzen, Panels und Ringvorlesungen gemeinsam mit europäischen Wissenschaftler:innen organisiert, die historische wie aktuelle Themenfelder behandelt haben.

Workshop
»fake history? Unsichere Vergangenheits(re)konstruktionen auf Social Media«

Leitung: Martin Göllnitz, Paul Franke, Sarah Kirst & Janina Schwarz
Ort: Marburg (14. bis 15. November 2024)

In den letzten Jahren hat sich eine digitale »Fake History« in den sozialen Medien etabliert, die unsere akademische, bildungsorientierte Darstellung und Vermittlung von Geschichte infrage stellt. Immer häufiger teilen viele Nutzer:innen auf Social Media irreführend attribuierte Bilder und falsche oder aus dem Kontext gerissene Zitate. Der auf Social Media erstellte, vermeintlich historische Content entbehrt vielfach aber jeglicher wissenschaftlicher Grundlage oder wurde – mal mehr, mal weniger offensichtlich – gefälscht, manipuliert bzw. auf problematische Weise modifiziert.
Mit dem Workshop laden wir Wissenschaftler:innen, Medienschaffende, Content Creators und andere Expert:innen zum fachlichen Austausch über die Gefahren, Formen sowie Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit »Fake History« auf Social Media ein. Auf diese Weise möchten wir die Debatte in Form einer Problemgeschichte der Gegenwart in breitere Kontexte einbetten.

Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 1.10.2024)

Workshop
»Gebändigte Unsicherheit. Mediale Inszenierungen von Polizei und Verbrechen«

Leitung: Martin Göllnitz, Sabine Mecking & Ulrike Weckel
Ort: Marburg (7. bis 9. November 2024)


Bei Polizist:innen handelt es sich um die Projektionsfiguren der Gegenwart schlechthin, was ihre dauerhafte Beliebtheit als literarische & filmische Charaktere erklären könnte. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Polizei in den regionalen oder überregionalen Medien nicht erwähnt wird. Ob sie dabei als »Freund & Helfer«, Good bzw. Bad Cop, Schutzengel oder korrupter Schläger figuriert, variiert zum Teil stark. Die Zustimmung und Identifikation mit den staatlichen  Sicherheitsexpert:innen hängt nicht nur davon ab, wie populär oder allgegenwärtig Polizist:innen als Akteure bzw. die verschiedenen Polizeien als Institutionen in den Medien sind. Es scheint daher lohnenswert, der Frage nachzugehen, wie sich gesellschaftliche und individuelle Bilder von der Polizei seit dem frühen 20. Jahrhundert verändert haben, wieviel Wirklichkeit in den medialen Darstellungen von Polizist:innen steckt und wie sich die Verhältnisse zwischen Polizei und Medien wechselseitig gestalten.


Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 9.10.2024)

Panel
»Security’s Achilles’ Heel: How Abductions and Hijackings Changed Global Security Dynamics in the 20th Century«

Leitung: Martin Göllnitz, Eva Gajek & Marie Huber
Ort: Marburg (9. Oktober 2024)

Das Panel fand im Rahmen der Konferenz »The Historicities of Security and Peace« statt, die vom SFB/TRR 138 gemeinsam mit dem Marburger Center for Conflict Studies und EUPeace organisiert wurde.

In the past, abductions and hijackings have changed the heuristics and repertoires of security in various areas: enhanced security measures in aviation, increased surveillance and legislative changes, heightened protections in public spaces, improved international cooperation, stricter corporate security protocols, and reinforced safety in educational settings. Our panel explores the profound impact of high-profile abductions and hijackings on the formation of specific security perceptions and practices globally.

Tagungsprogramm (SFB-Homepage, 1.10.2024)

Panel
»Hat Sicherheit ein Geschlecht?«

Leitung: Martin Göllnitz & Sabine Mecking
Ort: Gießen (3. November 2023)

Im Rahmen der Tagung »Internationalizing Security - Securitizing the International« des SFB/TRR 138 hat das Teilprojekt C02 ein Panel organisiert, das sich dem ambivalenten Verhältnis von Sicherheit und Geschlecht angenommen hat.

Denn in der einschlägigen Literatur zu klassischen Sicherheitsfeldern wie Militär, Geheimdienst oder Polizei fehlt meist eine genderfokussierte Perspektive auf sicherheitspolitische Diskurse und Praktiken. Dadurch bleiben phänomenologische und praxeologische Erkenntnisse von Sicherheitsakteurinnen ein Desiderat. Das Panel möchte den Fokus daher auf die Trias Polizei – Geschlecht – Sicherheit legen und neue Zugänge zur Thematik eröffnen.

Tagungsprogramm (SFB-Homepage, 1.10.2023)

Workshop
»Die SA in der Region. Akteure, Narrative und Praktiken einer nationalsozialistischen Gewaltorganisation«

Leitung: Martin Göllnitz & Yves Müller
Ort: Halle (26. bis 27. Oktober 2023)

Die nationalsozialistische Sturmabteilung (SA) war eine der größten und bedeutendsten Gliederungen der NSDAP. Eine Regionalgeschichte der SA bleibt trotzdem Desiderat. Dabei kann gerade die Regionalgeschichte mit ihrer vergleichenden Perspektive und im Sinne einer Gesellschaftsgeschichte der Region(en) vertiefte Erkenntnisse für das Wirken dieser NS-Gliederung liefern. Ein regional- und landeshistorischer Zugang ermöglicht zudem, spezifische kulturelle Traditionen und soziale Einflussfaktoren, Kontinuitäten und Brüche, aber auch Ähnlichkeiten, Gemeinsames und Differenzen herauszuarbeiten.

Tagungsbericht (H-Soz-Kult, 26.3.2024)
Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 6.8.2023)

Konferenz
»The Emergence of Gendered Power Structures since Early Modern Times: Practices, Norms, Media«

Leitung: Forschungsnetzwerk »Geschlecht - Macht - Staat«
Ort: Marburg (23. bis 25. November 2022)

The conference aims to study the interdependent web of tensions between gender, power relations, and the state across centuries. Transformations, renegotiations, and revisions in specific configurations of gendered power will be brought into focus. The intersection of institutionalizations of state power with naturalizing gender discourses specific to the respective epochs will be problematized from the angles of manifold disciplinary approaches to gender studies. In doing so, a progress- and modernization-oriented master narrative of increasing gender equality will be confronted with the limitations and closures of a scope of opportunities and possibilities to women through processes of formalization and legalization in the course of state formation until the twenty-first century. Such an interdisciplinary and trans-epochal merging and further developing of existing analytical approaches and perspectives has not yet been attempted. The organizers assume that such an interdisciplinary and historically profound synopsis along the analytical levels of social practices, normative frames, and medializations will bring to light distinct continuities.

Tagungsbericht (H-Soz-Kult, 9.2.2023)
Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 29.9.2022)

Workshop
»Zeit in der Landesgeschichte«

Leitung: Martin Göllnitz, Markus Müller & Evelien Timpener
Ort: Gießen (13. bis 14. Januar 2022)

Die Nachwuchstagung der AG Landesgeschichte des Verbands der Historikerinnen und Historiker Deutschlands lud Promovierende und PostDocs der Landesgeschichte nach Gießen ein, um dort über die ihren Abschlussarbeiten und Forschungen zugrundeliegende Konzeption von Zeit zu reflektieren und zu referieren.
Zeit kann und muss als eine der zentralen Kategorien der Geschichtswissenschaft bezeichnet werden: sowohl methodisch als auch thematisch. Ohne Zeit oder ohne eine gewisse Konzeption von Zeit gäbe es keine Vorstellung von Geschichte und so nicht einmal die Möglichkeit, diese wissenschaftlich zu untersuchen. Trotzdem ist immer wieder von einer gewissen »Zeitvergessenheit« die Rede, da die Geschichtswissenschaft ihren Umgang mit Zeit zu wenig bewusst reflektiere. Gerade die Landesgeschichte hat sich solchen Fragen stärker zu stellen, da sie den Anspruch erhebt, bei ihrem Blick auf bestimmte unterhalb der staatlichen Ebene liegende Länder oder Regionen epochenübergreifende Perspektiven einnehmen zu können.

Tagungsbericht (H-Soz-Kult, 9.8.2022)
Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 7.12.2021)

Tagung
»Skandal!? Stadtgeschichten aus Marburg im 20. Jahrhundert«

Leitung: Martin Göllnitz & Sabine Mecking
Ort: Marburg (30. September bis 1. Oktober 2021)

Die Tagung widmete sich am Beispiel Marburgs schlaglichtartig Ereignissen und Verhältnissen des 20. Jahrhunderts, die zeitgenössisch oder auch erst später in der Stadtgesellschaft und allgemeinen Öffentlichkeit als Skandal wahrgenommen wurden. Skandale wurden dabei als öffentliche Normkonflikte und gesellschaftliche bzw. politische Selbstreinigungsmechanismen verstanden, die zum Alltag moderner Gesellschaften gehören. Sie stell(t)en somit politische, soziale und mediale Phänomene dar. Mit ihren schlüpfrigen Details, heftigen Emotionsausbrüchen und überkommenen Moralvorstellungen bieten Skandale ein spannendes und innovatives Forschungsfeld für die Stadtgeschichte.

Tagungsbericht (H-Soz-Kult, 13.12.2021)
Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 30.8.2021)

Konferenz (30. Kolloquium zur Polizeigeschichte)
»Polizei und Sicherheit in urbanen Räumen vom 18. bis 21. Jahrhundert«

Leitung: Martin Göllnitz & Sabine Mecking
Ort: Marburg (9. bis 11. September 2021)

Im Zentrum des 30. Kolloquiums zur Polizeigeschichte stand das Themenfeld »Polizei und Sicherheit in urbanen Räumen vom 18. bis 21. Jahrhundert«. Als zentrale Sicherheitsexpertin des Staates trägt die Polizei durch ihre spezifischen Sicherheitsheuristiken und Sicherheitsrepertoires in hohem Maße dazu bei, wie städtische Räume wahrgenommen werden: als Räume der Sicherheit oder eben der Unsicherheit. Die Analyse von Diskursen und Praktiken der Polizei vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart soll dabei helfen, die historischen Kontexte, in denen polizeiliche Wahrnehmungen, Bewertungen und Bewältigungen von sicherheitsrelevanten Situationen entstehen, aufzuzeigen, um daran anknüpfend Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Polizeipraxis herauszuarbeiten. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Frage, wie diese Praktiken öffentlich bzw. von verschiedenen städtischen Öffentlichkeiten wahrgenommen wurden und wie auf sie reagiert wurde. Denn hinsichtlich des städtischen Raumes verknüpfte sich immer auch die Vorstellung von Sicherheitsräumen mit dem Bedürfnis einer Person oder einer Gruppe nach Herstellung und Verstetigung eines Sicherheitsgefühls durch Berechenbarkeit, Vorhersagbarkeit und Kontrolle.

Tagungsbericht (H-Soz-Kult, 2.11.2021)
Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 20.6.2021)

Workshop
»Vom akademischen Elfenbeinturm zum Studium Generale: Funktion, Aufgabe und Status von Hochschulen und Hochschullehrenden im öffentlichen Raum«

Leitung: Martin Göllnitz & Kim Krämer
Ort: Mainz (8. bis 9. November 2018)

Die Frage, welche Aufgaben und Funktionen Hochschulen und das an ihnen beschäftigte Personal zu erfüllen haben, wird nicht allein an den Orten der wissenschaftlichen Praxis oder auf den ministeriellen Ebenen entschieden, sondern auch in der Öffentlichkeit. Das gilt nicht erst seit dem 20. Jahrhundert. Die Rolle der Universitäten war in unterschiedlichem Maße seit ihrem historischen Ursprung von ihrem Verhältnis zur Öffentlichkeit geprägt. Da die Öffentlichkeit an der Definition und Abgrenzung dessen, was und was nicht als Wissenschaft gelten durfte, immer schon mitbeteiligt war und der Wissenschaft dadurch gesellschaftliche Anerkennung verschaffte oder vorenthielt, haben sich beide Bereiche in gegenseitiger Abhängigkeit voneinander entwickelt. Auch wenn das, was heute in demokratischen Gesellschaften als Öffentlichkeit bezeichnet wird, sich erst im bürgerlichen Zeitalter herausgebildet hat, ist die Produktion von Wissen von Beginn an durch ihren jeweiligen gesellschaftlichen Kontext geprägt worden, in dem ihre Praxis eingebettet war.
Der Workshop bot die Gelegenheit, das Verhältnis zwischen Universität und Öffentlichkeit von den Humboldtschen Bildungsreformen bis in die gegenwärtige Moderne zu untersuchen.

Tagungsbericht (H-Soz-Kult, 10.1.2019)
Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 20.9.2018)

Konferenz
»Radikale Überzeugungstäter? Studentische Protest- und Gewaltformen zwischen den Befreiungskriegen und dem Bologna-Prozess«

Leitung: Martin Göllnitz & Oliver Auge
Ort: Greifswald (6. bis 7. Juli 2017)

Die deutschen Universitäten des 19. und 20. Jahrhunderts stellten nicht nur Orte der Gelehrsamkeit dar, sondern wurden von der größten akademischen Gruppe, den Studierenden, auch als Räume perpetuierter Gewalt und suspendierter Normen wahrgenommen. Der radikale Teil der Studierenden bildete zwar stets nur eine Minderheit, trug seine Ideen und Ideologien aber wirkungsvoll aus der Gesellschaft an die Universitäten und von dort wieder zurück. Infolge dieser Entwicklungen blieben die Hochschulen weder von den Wertemustern des Vormärz, noch vom Radauantisemitismus der Nationalsozialisten oder von den Studentenunruhen der 68er verschont. Die Konferenz, bei der nationale wie internationale Expert:innen über studentische Protest- und Gewaltformen zwischen den Befreiungskriegen und dem Bologna-Prozess diskutierten, nahm deutschlandweite Entwicklungen ebenso in den Blick wie repräsentative Fallbeispiele.

Tagungsbericht (H-Soz-Kult, 9.10.2017)
Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 19.5.2017)

Tagung
»Bedrohte Landesgeschichte an der Schule? Stand und Perspektiven«

Leitung: Martin Göllnitz & Oliver Auge
Ort: Kiel (1. bis 2. Dezember 2016)

Auch und gerade im Zeitalter der Globalisierung erfüllt Landesgeschichte eine wichtige Funktion. Sie ermöglicht den Schüler:innen einen persönlichen, direkten Zugang zur Geschichte und ist somit ein Grundpfeiler ihre Geschichtsbewusstseins. Landesgeschichte unterstützt die Schüler:innen darin, ihre Heimat besser zu begreifen und geschichtlich zu verorten. Dennoch richtet sich die Aufmerksamkeit des gegenwärtigen Schulunterrichts eher auf nationale und internationale Kompetenz. Für die Vermittlung regionaler Besonderheiten im Schulunterricht bleibt meist kaum Zeit oder Raum.

Tagungsbericht (H-Soz-Kult, 8.3.2017)
Tagungsprogramm (H-Soz-Kult, 8.9.2016)

Ringvorlesung
»Mit Forscherdrang und Abenteuerlust - Expeditions- und Forschungsreisen Kieler Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen«

Leitung: Martin Göllnitz & Oliver Auge
Ort: Kiel (April bis Juli 2016)

Die Ringvorlesung beschäftigte sich mit den wissenschaftlichen Expeditonen und Forschungsreisen des 19. und 20. Jahrhunderts, wobei der Schwerpunkt auf dänischen, deutschen und britischen Expeditionen lag. Das zentrale Anliegen der Ringvorlesung war die bewusste, konzeptionelle Pluralisierung von Forschungsreisen unterschiedlichster akademischer Disziplinen, deren wissenschaftliche Sujets ebenso facettenreich wie vielfältig motiviert waren. Wissenschaftspolitik spielte dabei eine wesentliche Rolle; ebenso jedoch figurierten Wissensgeschichte, kulturelle Konstruktionen und die Sehnsucht nach Abenteuern als relevante Felder. Epochal lag eine Konzentration auf das entwicklungsreiche 19. und das von politischen Umbrüchen geprägte 20. Jahrhundert vor. Eine mit Bedacht weitgefasste Definition von Wissenschaftler:innen schärfte dabei den Blick für längerfristige Entwicklungen. Die Geschichte der Expeditions- und Forschungsreisen sollte derart aus den Fängen der Meistererzählungen gelöst und zugleich komplexer, komplizierter, bunter gestaltet werden.